Kölsch, Kompjuter & Kicken - darum geht's - unter anderem - in diesem Blog. Statt buntem Schnickschnack gibt's Information und Meinung - nämlich meine. Muss nicht immer gefallen.





Organ-Versagen




So, eine Nacht zwei einige Nächte drüber geschlafen, versucht, runter zu kommen, die Trauer und - ja, auch die Wut - rund um den Rausschmiss Peter Stögers beim ≠effzeh - und nicht anderes war es - zu verarbeiten und anschließend die Situation mit ruhigem Kopf (hüstel) zu analysieren und einen Ausblick nach vorne zu wagen. Das hatte ich eigentlich vor. Mittlerweile überschlagen sich die Ereignisse und Vorstand, Geschäftsführer und auch die Mannschaft demontieren sich selbst.

Peter Stöger und Manni Schmitt sind keine Angestellten des 1. FC Köln mehr, sondern arbeiten jetzt für den #BVB. So, jetzt ist er raus, der Satz, der mir kaum über die Lippen geschweige über die Fingerkuppen will. Warum ich diese Entscheidung für falsch und vor allem tragisch für unseren Verein halte, könnt Ihr hier nachlesen.

Ich wollte eigentlich über Perspektiven unseres Clubs schreiben, über realistische Ziele, die wir uns jetzt setzen können und müssen, aber die Ereignisse überschlagen sich grade stündlich.

Die denkwürdige Pressekonferenz zur Entlassung Peter Stögers begann damit, dass unser Präsident zunächst einmal den neu installierten Interims-Trainer Stefan Ruthenbeck öffentlich wegen einer angeblichen Indiskretion abgewatscht. Anschließend polterte Werner Spinner weiter und bezeichnete die Kritiker an der Entlassung Peter Stögers als "Moralapostel".

Wir haben seit sechs Wochen mit mehreren Kandidaten gesprochen, und zwar mehrfach. Mit Horst Heldt haben wir nur einmal gesprochen
Alexander Wehrle, Geschäftsführer des 1. FC Köln, auf der Pressekonferenz am 3. Dezemebr 2017

Dem Ganzen setzte dann noch die Antwort Werner Spinner's auf Nachfrage, wie oft denn schon mit dem Nachfolgekandidaten für die Position des Geschäftsführer Sport Horst Heldt gesprochen gesprochen worden wäre ("mehrere Gespräche"), die im Verlauf der Pressekonferenz von Alexander Wehrle dann - ja was nun? Hat er seinen Präsidenten korrigiert?

Gut, das Thema "Geschäftsführer Sport" hat sich mit der Verpflichtung von Armin Veh ja nun mittlerweile erledigt. Ich habe zu Armin Veh als Sport-Direktor mangels fakten-basiertem Wissen keine Meinung und habe daher beschlossen, ihn an seinen Taten für den #effzeh zu messen - wohl wissend, dass es sich hierbei um eine Herkules-Aufgabe handelt.


Die Wiederauferstehung des Sonnengottes

Wir haben dem Präsidium um Werner Spinner, der sich im April 2012 der mehr als schwierigen Aufgabe gestellt hat, einen finanziell und sportlich sich am Rande des Ruins bewegenden Verein wieder in ein ruhigeres und vor allem erfolgreiches Fahrwasser zu führen, viel zu verdanken. Es lohnt aber, sich vielleicht einmal die Gründe für die damalige Krise des 1.FC Köln näher zu betrachten und zu versuchen, seine Lehren daraus zu ziehen.

Wir stehen für Professionalität, Vertrauen und Demut
Werner Spinner, Präsident des 1. FC Köln, auf der Mitgliederversammlung am 26. September 2016

Aufstieg 2013/2014, Platz 12 2014/2015, Platz 9 2015/2016, Platz 5 und somit die Qualifikation für die Europa-Liga - der kometenhafte Aufstieg des schlafenden Riesen vom Rhein schien unaufhaltsam. Doch mit dem Aufstieg ging ein ganz wichtiger Bestandteil der DNA des "neuen #effzeh" verloren, und der hieß Demut.

Demut war der Schlüssel zum Erfolg des #effzeh: Man wusste, woher man kam, man wusste, dass man eben bis auf weiteres nicht im Konzert der Großen mitspielen können würde, man gab sich bescheiden und arbeitete hart.

Demut war ebenfalls der Schlüssel der nunmehr positiven und sympathischen Außendarstellung des #effzeh, der sich selbst nun auch auf den Arm nahm ("Karnevalsverein") und mit den von Dritten mit dem #effzeh verbundenen Vorurteilen humorvoll umging - all das verkörpert in Perfektion durch einen Wiener Namens Peter Stöger.

China, wie Asien insgesamt, hat eine andere Kultur. Das muss man erst einmal verstehen. Dann kann man Diskussionen zum politischen Umgang mit Menschenrechten usw. anfangen. Vorher sollte man nicht anderen nachplappern, die sich gegebenenfalls noch nie mit China, seiner Historie und seiner Kultur, 7000 Jahre alt ist, auseinandergesetzt haben.
Werner Spinner, Präsident des 1. FC Köln, zur Kritik am China-Engagement des 1. FC Köln

Mit den Erfolgen kamen die Visionen, etwas noch Größeres aufbauen zu wollen. Es begann mit einer Kooperation mit dem chinesischen Club FC Lianoing, der vom Anhang des 1. FC Köln nur bedingt goutiert wurde. Spinner's Aussage, die den finanziellen Erfolg de facto über die Frage nach der Beachtung der Menschenrechte in China stellte, stieß große Teile des traditionell eher politisch links stehenden Kölner Anhangs vor den Kopf, und es war vor allem die Art und Weise des Kleinmachens seiner Kritiker, die man von Werner Spinner bisher so nicht wahrgenommen hatte.

Wir betrachten den Antrag als Misstrauen. Und das ist nicht nur meine Überzeugung, sondern die des gesamten Vorstandes und der Geschäftsführung 
Werner Spinner, Präsident des 1. FC Köln, zur vorgeschlagenen Satzungsänderung von "100% FC - Dein Verein"


Wer dachte, diese Art des Umgangs mit (berechtigter) Kritik wäre ein Ausrutscher gewesen, wurde rasch eines Besseren belehrt. Jörg Schmadtke stieß - offiziell im Kontext "Stadion-Neubau" die Tür für mögliche Investoren beim 1. FC Köln auf. Laut Satzung können 25.% der Anteile an der 1. FC Köln GmbH & Co KGaA ohne Zustimmung der Mitgliederversammlung verkaufen. Bei diesem Gedanken wurde es einigen Mitgliedern des 1. FC Köln mulmig, und es gründete sich die Initiative 100% FC - Dein Verein, die es schaffte, einen Antrag auf der Mitgliederversammlung des 1. FC Köln zur Abstimmung zu stellen, welche es dem Vorstand erlauben würde, Anteile nur nach ausdrücklicher Zustimmung durch die Mitgliederversammlung zu veräußern. Das Ergebnis ist bekannt.

Wer sich Werner Spinner's Reaktion auf jener Mitgliederversammlung angeschaut hat, mag einen Eindruck davon bekommen haben, wie der Mensch Werner Spinner mit Kritikern seiner Person umzugehen pflegt: Man macht sie klein. Man wertet sie ab. Man nutzt sein unzweifelhaft vorhandenes Charisma, posiert für ein paar Selfies (so geschehen beim gemeinsamen Mittagessen auf der Mitglieder-Reise nach Belgrad), glättet die Wogen und zieht so die Zweifler und Unentschlossenen auf die eigene Seite. Oder man gibt eben eine Runde Hoodies aus.

Andere Vorstände des 1. FC Köln gehen ein wenig handfester vor, um die Anhänger auf ihre Seite zu ziehen:


[ UPDATE ]

Ich habe das Video erstmal offline genommen. Bei Fragen entweder in die Kommentare oder per Mail.

[ UPDATE ]

Ich durfte Werner Spinner zu selbigem Thema auf einem Mitglieder-Stammtisch in der Diskussion mit Vertretern der Initiative 100% FC - Dein Verein - die respektvoll, höflich, aber bestimmt ihr Anliegen formulierten - erleben. Ich empfand Werner Spinners Reaktion als ein Abkanzeln, ein Nicht-Eingehen auf aus meiner Sicht berechtigte Kritik. Es wurde erneut durch Werner Spinner der Vorwurf des Misstrauens erhoben, er war in keinster Weise bereit zur sachlichen Diskussion, so dass sogar die mit anwesenden Vorstände Marcus Ritterbach und Harald "Tünn" Schumacher unseren Präsidenten nicht eingefangen bekamen.

Wir haben uns schon von ein paar Werten, die wir in den letzten Jahren gelebt haben, wie zum Beispiel Vertrauen, Respekt und Verantwortung ein Stück weit losgelöst
Peter Stöger, Ex(seufz)-Trainer des 1. FC Köln


Wir erinnern uns noch an die Entlassungs-Pressekonferenz von Peter Stöger, auf der sowohl Alexander Wehrle als auch Werner  Spinner betonten, Peter Stöger "Respekt und Vertrauen" entgegen gebracht zu haben: Das äußerte sich dann darin, dass man ihm einen - auch für ihn überraschenden - Tritt in den Hintern verabreichte. Das Handlungsmuster von Vorstand und Geschäftsleitung: Schuld sind die anderen, man habe sich, wenn überhaupt. nur geringe Vorwürfe zu machen.


Es gibt eine Reihe von Pseudo-Moralaposteln in der Stadt, die uns respektlosen Umgang mit Peter Stöger vorwerfen
Werner Spinner auf der Presse.Konferenz zur Entlassung Peter Stögers


Abgesehen davon, dass Vorstand und Geschäftsführung eine falsche Entscheidung zu einem noch falscheren Zeitpunkt trafen, die sicherlich nicht auf sportlicher Kompetenz fußte, ist diese Aussage (einmal wieder) ein Schlag in's Gesicht aller, welche sich um ihren Verein sorgen. Das Einbringen eigener Meinungen, die mit der Sicht des Vorstands nicht übereinstimmen, ist nicht erwünscht. Eine andere Interpretation dieser Aussage scheint schwer möglich.

Wir erinnern uns noch an die Aussagen Werner Spinners in Richtung Kritiker des China-Engagements und der Initiative 100% FC - Dein Verein. Das Verhaltensmuster Werner Spinner's scheint vertraut - von Demut keine Spur, Selbstreflektion, Kritik-Fähigkeit: Fehlanzeige.

Werner Spinner - und auch Alexander Wehrle - sind Herren der Zahlen, Wirtschaftsfachleute. Man betrachtet den eigenen Anhang als "Kunden". Man etabliert eine Marke SPÜRBAR ANDERS, aber eben nicht, um sich dem rauen Wind des täglichen Fussballgeschäfts zu stellen und zu zeigen, wie man einen Fussballverein führen kann, ohne sich den üblichen Mechanismen zu unterwerfen. Der 1. FC Köln gehört als Verein immer - noch - seinen Mitgliedern, denen gegenüber sich der Vorstand zu verantworten hat. Mitglieder sind weder Stimm- noch Zahl-Vieh, auch wenn das zur Zeit am Geissbockheim scheinbar anders gesehen wird. 


Ein Kotau, der keiner ist

Pünktlich kurz nach Abpfiff des "Endspiels" (das wievielte Endspiel wurde da eigentlich aufgerufen? Ich komme mit dem Zählen leider nicht mehr nach) erschien dann ein offener Brief an die Fans. Es ist klar, dass dieser Brief bereits vorbereitet in der Schublade lag - eben für den Fall, dass man auch gegen den SC Freiburg keine Punkte einfahren würde - man will eben auf alle Eventualitäten vorbereitet sein.


...ist die aktuelle Kritik an unserer Amtsführung daher gerechtfertigt. 
Werner Spinner, Markus Ritterbach, Toni Schumacher, 10. Dezember 2017


Man gibt sich demütig, entlarvt sich aber bereits in den Sätzen davor und danach: Man habe - vereinfacht ausgedrückt - den handelnden Personen (Schmadtke & Stöger) eine zu lange Leine (der Vorstand spricht hier von Vertrauen) gelassen. Man könnte es auch Bequemlichkeit nennen: Der Vorstand kontrolliert gemäß Satzung die Geschäftsführung der KGaA: Es ist somit seine Aufgabe, hin zu schauen, zu moderieren, zu kontrollieren und Probleme im zwischenmenschlichen Bereich zumindest wahrzunehmen. Gute Führungskräfte lösen selbige übrigens - dafür werden sie unter anderem bezahlt.

Anschließend befleißigt man sich jedoch, die Schuld an der Misere an das Duo Schmadtke / Stöger weiter zu reichen ("haben nicht mehr funktioniert"). Was für ein billiger, durchschaubarer Versuch. Das Hauptproblem um unseren Vorstand besteht - wie oben bereits erläutert - darin, dass Kritik nicht angenommen wird und Kritiker - die in bester Absicht für den Verein handeln - mundtot und klein gemacht werden - Stichwort "Demut". Der Vorstand entfernt sich immer weiter von Mitgliedern und Fans des 1. FC Köln, wie auch die 11 Freunde treffend angemerkt haben: Dem Verein droht nun eine Zerreissprobe - nicht nur eine der sportlichen Art.

Wir stellen uns der Kritik und wir stellen uns der Verantwortung 
Werner Spinner, Markus Ritterbach, Toni Schumacher, 10. Dezember 2017

Das wäre immerhin einmal ein Anfang. Sich der Kritik zu stellen, bedeutet, Diskussionen auch über Themen anzunehmen, die konfliktgeladen sind. Sich der Kritik zu stellen, bedeutet, zu akzeptieren, dass es auch andere Meinungen neben der eigenen gibt. Sich der Kritik zu stellen, bedeutet, sein eigenes Handeln zu hinterfragen. Kurz gesagt: Sich der Kritik zu stellen, bedeutet Demut.

Womit wir wieder beim roten Faden wären:


Der Vorstand und auch die Geschäftsführung haben die Demut, die auch einen nicht zu unterschätzenden Anteil an der neuen, positiven Außendarstellung des #effzeh hatte, ad acta gelegt und statt dessen hochtrabende Pläne (Investoren, Stadion-Neubau, internationale Kooperationen, insbesondere mit China) verfolgt. Man hat somit elementare Dinge aus dem Blick verloren, was letztendlich zu der Situation geführt hat, in der sich der 1. FC Köln nun befindet.


Ich begrüße es, dass sich unser Vorstand der Verantwortung stellen möchte und nicht, wie im Brief an "die Fans" des 1. FC Köln formuliert, davon läuft. 

Mein Vorschlag:


Stellt Euch der Verantwortung auf einer Außerordentlichen Mitgliederversammlung. Zeigt, dass Ihr aus den Fehlern gelernt habt. Zeigt Respekt gegenüber den Vereinsmitgliedern. Ein "weiter so" mit der Begründung, man sei bis 2019 gewählt, zeugt sicherlich nicht von einem erfolgreichen Lernprozess des Vorstands.


Natürlich wäre eine Abwahl des Vorstands möglich und in Anbetracht der aktuellen Situation vielleicht sogar wahrscheinlich. Auf der anderen Seite besteht aber auch die Möglichkeit, verlorenes Vertrauen zurück zu gewinnen und gemeinsam aus den gemachten Fehlern zu lernen.


Und sollte es wirklich zu einer Neubesetzung des Vorstands kommen, schneite gestern in unserer WhatsApp-Gruppe bereits der Name eines potentiellen Nachfolge-Kandidaten herein:


Icke Häßler: Verdienter Spieler des glorreichen 1. FC Köln und Überlebender des RTL Jungle-Camps: Ein perfekter Match für das Profil eines Vorstandsvorsitzenden des glorreichen 1. FC Köln im Dezember 2017.

Und zum Schluss:

Ich bin Mitglied des 1. FC Köln und bleibe es natürlich auch - denn nur so habe ich die Möglichkeit, auf die Geschicke des Vereins Einfluss zu nehmen.

Ausnahme: Der Vorstand schmeißt mich raus.

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